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Gedenken anlässlich des 84. Jahrestags der Verschleppung der Berliner Sinti und Roma in das NS-Zwangslager Marzahn

Die Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn e.V. sowie der Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin Brandenburg e.V. haben am 14.06.2020 der in das Marzahner NS-Zwangslager verschleppten Berliner Sinti und Roma sowie der dem Nationalsozialismus zum Opfer gefallenen Sinti und Roma Europas gedacht. Das stille Gedenken mit Kranzniederlegung fand auf dem Parkfriedhof Marzahn statt.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung sprachen Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Dr. Manuela Schmidt, Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses Berlin, Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin Marzahn-Hellersdorf sowie Petra Rosenberg, Vorsitzende der Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn und des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin Brandenburg e.V.

Petra Rosenberg eröffnete am Gedenkstein für die Opfer des Zwangslagers Marzahn die Veranstaltung. In Ihrer Ansprache erinnerte sie an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen und machte darüber hinaus auf die aktuelle Situation der Sinti und Roma im In- und Ausland aufmerksam. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie werden Schuldige abermals in Kreisen der Minderheiten gesucht. Seien es die Vorkommnisse in Göttingen, wo Angehörige der Sinti und Roma für Masseninfektionen verantwortlich gemacht werden oder in Bulgarien. Dort werden Roma wesentlich striktere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus auferlegt als dem Rest der Bevölkerung. „Ich finde das unfassbar“, betonte die Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma. Gleiches gilt für die Baupläne der „S21“, die den Erhalt des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma im Tiergarten Berlin gefährdet. Auch Petra Pau (Die Linke) appellierte im Rahmen der Veranstaltung an die Verantwortlichen des Bauvorhabens: „Ich erwarte, dass die Auftraggeber und die Auftragnehmer des Projektes eine adäquate Lösung finden.“

Orte der Erinnerung und des Mahnens bedürfen eines respektvollen Umgangs und dies wiederum benötigt Stimmen, die Notwendiges artikulieren und für Richtiges einstehen. So bekräftigte Dr. Manuela Schmidt, „dass wir jeden Tag Menschen brauchen, die gegen Rassismus und Diskriminierung handeln.“ Dagmar Pohle unterstrich nachdrücklich die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. „Ein Ort des Gedenkens soll nicht nur erinnern und anmahnen, er soll auch dazu anregen, darüber nachzudenken, dass Minderheiten ein gleichwertiger Teil der Gesellschaft sind.“

Nach einer Schweigeminute und der Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Opfer des Zwangslagers Marzahn verlasen Klaus und Alina Leutner am Kindergrabfeld die Namen der im Zwangslager verstorbenen Kinder und Jugendlichen. Für jeden verlesenen Namen wurde eine Rose niedergelegt. Pater Franz-Ulrich Otto, Direktor des Don-Bosco-Zentrums, sprach das abschließende Gebet.

Aufgrund der Corona- Pandemie konnte die seit 1990 jährlich stattfindende Veranstaltung nicht in gewohnter Form ablaufen. Dennoch erschienen zahlreiche Trauergäste auf dem Parkfriedhof. Vor 84 Jahren wurden im Vorfeld der Olympischen Spiele 1936 etwa 600 Berliner Sinti und Roma verhaftet und an den Stadtrand von Berlin verschleppt, wo sie im nationalsozialistischen Lager Marzahn unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. Im Frühjahr 1943 folgten die Deportationen in das Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau. Dem NS-Völkermord fielen bis zu 500.000 Sinti und Roma zum Opfer.

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